Wenn Unterhaltung und Realität nicht zusammenpassen

Guido Maria Kretschmer ist charmant, witzig und zweifellos ein Publikumsliebling. Doch bei Formaten wie DekoQueen komme ich als Raumstylistin an meine Grenzen. Warum? Weil dort in kürzester Zeit ein Konzept aus dem Boden gestampft wird, das zwar den vorgegebenen Kriterien entspricht, aber selten ein Zuhause schafft, das wirklich stimmig, funktional und nachhaltig ist. Das Ganze wirkt dann wie ein Schnellkochtopf voller Dekotipps: Unter Zeitdruck werden Entscheidungen getroffen, drei Dinge dürfen bleiben, anderes fliegt raus. Und am Ende gibt es ein hübsches Vorher-Nachher-Bild für die Kamera. Doch Hand aufs Herz: Wer lebt
danach wirklich entspannt in diesem Raum? Wer fühlt sich auch Monate später noch wohl?

Raumstyling braucht Zeit, Analyse und ein durchdachtes Konzept

Gutes Raumstyling bedeutet, genauer hinzusehen. Es geht nicht darum, schnell ein paar Dekoartikel zu verteilen, sondern darum, ein stimmiges Konzept zu entwickeln, das zu den Menschen passt, die darin leben. Dazu gehören eine gründliche Bestandsaufnahme von Raum, Licht und vorhandenen Möbeln, eine Stilanalyse, die persönliche Vorlieben und Bedürfnisse einbezieht, die Entwicklung eines Farbkonzepts, das Atmosphäre
schafft, eine Möblierungsplanung, die den Alltag erleichtert, sowie die Auswahl von Textilien, Beleuchtung und Dekoration, die das Ganze abrunden. Das ist ein Prozess, der nicht in ein paar Stunden mit klaren Vorgaben gelingen kann. Raumstyling ist wie ein gutes Rezept: Man schmeckt den Unterschied, ob es mit Liebe und Überlegung gekocht wurde oder ob nur schnell etwas auf den Tisch kam.

Nachhaltigkeit statt Ressourcenverschwendung

Die TV-Formate vermitteln, dass man ständig Neues kaufen müsse, um glücklich zu sein. Doch das führt nicht nur zu Verschwendung von Ressourcen, sondern auch zu Räumen, die vielleicht kurzfristig Eindruck machen, aber keine Seele haben. Als Raumstylistin arbeite ich anders. Ich schaue, welche Möbel bleiben können, welche Textilien sich kombinieren lassen, und entwickle daraus etwas, das langfristig Freude macht. Nachhaltigkeit ist für mich kein Trend, sondern die Grundlage für gutes Wohnen und Leben.

Was wir von TV-Formaten lernen können – und was nicht

Natürlich ist es unterhaltsam, Menschen beim Shoppen oder Dekorieren zuzusehen. Aber unser Zuhause verdient mehr als ein Showkonzept. Es verdient Aufmerksamkeit, Kreativität und eine Gestaltung, die lange Freude macht. Wenn also das nächste Mal eine Folge von DekoQueen läuft, darf man sich gerne inspirieren lassen. Doch für echte Veränderung braucht es ein maßgeschneidertes Raumstyling, das nicht nur für die Kamera funktioniert, sondern für das Leben.

Warum Guidos DekoQueen kein Raumstyling ist – und was wirklich zählt